Familie (57)
Die Familie selbst und ihre Erscheinungsform haben sich in den letzten
30 Jahren deutlich gewandelt. Für viele Menschen gibt es Alternativen
zu Vater-Mutter-eheliche Kinder. Auch wenn gilt: Unter den zahlreichen
Wegen, welche die Kirche zur Erfüllung ihrer Sendung und ihres Dienstes
geht, sind Ehe und Familie der erste und wichtigste Weg
(VV-027-110), so
soll für die Arbeit der Kirche unter Familie jede Form des Zusammenlebens
von Eltern und Kindern (VD-028-110) verstanden werden.
Zweimal wird die pauschale Diagnose gestellt: Die Familie ist krank. Im
übrigen herrscht die Einschätzung vor, daß sich die Familie in einer
schwierigen Situation befinde und von Kirche und Gesellschaft vernachlässigt
sei, auch etwa bei der Wahrnehmung und Einschätzung der Leistungen, die die
Menschen füreinander in der Familie erbringen. Die Kirche neige dazu, die
Familie nicht realistisch, sondern idealistisch zu sehen, sie aber im
konkreten Gemeindealltag eher zu übersehen. Gerade weil die Familie
Kirche im kleinen und zentraler Lernort des Glaubens für Kinder ist
(oder eben nicht ist), braucht sie mehr und qualifizierte Unterstützung
- vor allem auch im Hinblick auf Fragen des religiösen Lebens und der
religiösen Erziehung.
Konkrete Vorschläge: Familienkreise bilden und fördern; Mütter- und
Kindergruppen; ''Mutti-hat-frei-Initiative''; Elterninitiativen ideell
und finanziell unterstützen, z.B. gegenseitige Kinderbetreuung; über
attraktive Angebote für Kinder den Kontakt zu Eltern suchen; bereits
bei Ehe- und Taufkatechese Fragen der religiösen Erziehung ansprechen;
Familiengottesdienste regelmäßig feiern; für die Familie jeden Sonntag
eine Fürbitte; Ehe und Familie als Thema der Verkündigung und
Öffentlichkeitsarbeit; Ferienfreizeiten für Familien; Kirchensteuerminderung
für Kinderreiche; Kirche als Arbeitgeber soll sich familienfreundlicher
verhalten; kinderlose Erwachsene sollen in der Seelsorge nicht übersehen
werden.
... das Bild der Familie [hat sich] in den letzten 30 Jahren so stark gewandelt ... wie nie zu vor. Neben der ''Normalfamilie'' gibt es eine Vielzahl von alternativen Familien- und Haushaltsformen. Dadurch sind viele Probleme entstanden, insbesondere für die Kinder, aber auch für alleinerziehende Mütter und Väter. Eine Aufgabe für Kirche und Gemeinde sehen wir in einer sensibilisierten Einstellung auf die veränderte Situation einerseits und in der Betonung des Wertes einer intakten ''Normalfamilie'' andererseits. (G133-145-0).
Ist die sich verändernde Gesellschaft der Hauptgrund für diese Entwicklung, daß sich kaum noch junge Väter oder Mütter in die genannten Gruppen KAB, kfd, etc. einbinden lassen bzw. wollen. Möglicherweise fühlt man sich auch nur dann wohl, wenn beide Teile (Mann und Frau) zu einem Kreis finden, wenn dort ihre der derzeitigen Lebensform entsprechenden Fragen und Themen erörtert werden. Ein adäquater Zusammenschluß im kirchlichen Raum ist damit ein Familienkreis, in dem dieser Austausch von Problemen und Gedanken am ehesten zu gelingen scheint. (G143-195-0)
Viele junge Familien sind heute in religiöser Not; es fehlen geistliche und praktische Hilfen. Es besteht ein dringender Bedarf an Gesprächspartnern, die den jungen Eltern zur Verfügung stehen, um ihnen Hilfe für die religiöse Gestaltung ihres Ehelebens, für die religiöse Bildung ihrer Kinder und deren Erziehung im geistlichen Leben (Gebet) zu geben. (G145-227-0)
Eltern, Mütter und Väter müssen befähigt werden, aus ihrem Glauben zu leben, um diesen Glauben ihren Kindern weitergeben zu können - nicht durch Worte, sondern durch Tun. (G162-267-0)
Eltern sind für ihre Kinder die Erstverantwortlichen. Der Glaube läßt sich im eigenen Zusammenleben der Familiengemeinschaft am wirkungsvollsten leben und weitergeben. Den Glauben weiterzugeben, bedeutet Glaubensziel und Glaubenswissen zu vermitteln und sich um ein Leben auf christlicher Grundlage zu bemühen. (VV-006-110)
Die Kirche ist ferner besonders gefordert, für die Verbesserung der Situation der Familie einzutreten und sie im eigenen Bereich herbeizuführen. Dies gilt gerade auch für Familien mit einem alleinerziehenden Elternteil.
In diesem Zusammenhang wurden insbesondere genannt: Anerkennung der Tätigkeit der Hausfrau/des Hausmannes insbesondere im Hinblick auf die Altersversorgung, angemessene steuerliche Entlastung für Familien, verstärktes Angebot von Teilzeitbeschäftigungen; sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse sind anzustreben. (G262-641-0)
Ein Votum betont, wie wichtig eine intensivere Vorbereitung auf die Ehe ist. Ein flächendeckendes Angebot von Ehevorbereitungskursen erscheint unerläßlich, ehebegleitende Angebote in den ersten Ehejahren sind darüber hinaus hilfreich.